Niederösterreich

NÖ holt 150 Pflegekräfte um je 28.000 € aus dem Vietnam

Das Land präsentierte wegen des Pflegenotstands ein 4,2 Mio. €-Paket für die Ausbildung von 150 Pflegekräften aus Vietnam. Es hagelte Kritik.

Pflege in NÖ: Ein Mangelberuf, jetzt soll "Pflege aus Vietnam" helfen.
Pflege in NÖ: Ein Mangelberuf, jetzt soll "Pflege aus Vietnam" helfen.
Getty Images/iStockphoto

Dass es im Land Niederösterreich, sowie in ganz Österreich, einen Pflegenotstand gibt und sich dieser in den nächsten Jahren zuspitzen wird, ist längst ein offenes Geheimnis. Der Engpass soll teils besorgniserregend sein - mehr dazu hier.

28.000 € pro Kopf

Angesichts des Pflegenotstandes setzt das Land NÖ künftig auf ein Pilotprojekt: Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (VP) präsentierte am Mittwoch mit dem FH Krems-Chef Karl Ennsfellner das „International Nursing Center“: 150 Pflegekräfte lernen zuerst in Vietnam drei Semester Deutsch und besuchen dann die Fachhochschule in Krems an der Donau

Es wurden vom Land noch keine Kosten genannt, es gibt noch keinen Beschluss der Landesregierung, aber bereits jede Menge Kritik. Denn aus gut informierten Kreisen weiß man, dass das Projekt 4,2 Mio. Euro kosten wird, also 28.000 € pro Kopf, davon ein gewichtiger Teil alleine fürs Erlernen der Deutschkenntnisse.

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    Pflege in NÖ: Es werden Pfleger/innen gesucht
    Pflege in NÖ: Es werden Pfleger/innen gesucht
    BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com

    „Die 4,2 Mio. Euro, die dieses Sinnlosprojekt kostet, brauchen wir in NÖ für Pflegekräfte, die jeden Tag an ihre Grenzen kommen und nicht leistungsgerecht entlohnt werden“, kritisierte FP-Klubchef Udo Landbauer. „Die ÖVP wirft 4,2 Millionen Euro in eine Blackbox ohne Sicherheiten und Garantien, dass diese Menschen jemals in Niederösterreich arbeiten werden. Wenn das die Zukunft der Pflege in Niederösterreich sein soll, dann gute Nacht“, so Landbauer weiter.

    "Die VP wirft 4,2 Mio. Euro in eine Blackbox ohne Sicherheiten, dass diese Menschen jemals in NÖ arbeiten werden" – Udo Landbauer, FP

    Die FPNÖ wundert sich über den Vorstoß der ÖVP-Landesrätin am Mittwoch. „Soweit ich informiert bin, gibt es dazu gar keinen Regierungsbeschluss und keine Zustimmung der Abgeordneten im Landtag. Demokratie und parlamentarische Prinzipien sind wieder einmal abgeschafft. Die ÖVP macht sich die Welt, wie sie ihr gefällt. Das ist ein Grund mehr, die Allmacht dieser überheblichen Truppe zu brechen“, so Landbauer.

    Kritik auch von Arbeiterkammer

    Unverständnis äußert auch der Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich, Markus Wieser: „Wir bräuchten hierzulande deutlich mehr Maßnahmen, um mehr Menschen für diesen Job zu begeistern, vor allem Wiedereinsteiger.“ Der Fachkräftemangel ließe sich nicht lösen, ausländische Arbeitnehmer nach NÖ einzufliegen. Es sei auch nicht schlüssig, warum ein eigenes „Center“ errichtet werden müsse.

    „Auch ein existenzsicherndes Einstiegsgehalt von 1.700 Euro brutto während der Pflegeausbildung für alle, analog zu den PolizeischülerInnen, ist wichtiger denn je“, so Wieser und verweist auf den Verbesserungsbedarf und die Unklarheiten zur Pflegeausbildungsprämie.

    "Geht sich nicht anders aus"

    Die Landesrätin verteidigt indes das Projekt: „Es geht sich rechnerisch nicht anders aus, die bis 2030 benötigten 9.500 Personen auszubilden.“ Und die VP-Politikerin betonte weiters: „Das ist keine Konkurrenz für unsere Mitarbeitenden, sondern soll eine deutlich spürbare Entlastung darstellen.“